Lublin, Großstadt voller Gegensätze, Leben auf der Datscha, reichliche Mahlzeiten zum Zunehmen, Tanzen und Singen zum Abnehmen, liebliche Weichsel Uferlandschaften, Planwagenfahrt und Pferderitt in den Beskiden (Ostkarpaten), Holzkirche, Tagesausflug in die Ukraine, Schengener Außengrenze erleben, Konversation multinational...
Hab schon einige Reisen nach Polen, aber auch in die Ukraine, nach Litauen und Lettland unternommen, teils auch für Gruppen organisiert.
Diese Reise war beeindruckend anders.
Mit von der Partie waren Irmi Haagen und Georg Urbanski als Delegationsleiter.
Wir haben zuerst herrliche Tage in einer Datscha verbracht, liebevoll um- und versorgt von Helena, Marek und anderen. Wir fühlten uns wirklich herzlich aufgenommen. Jeden Tag gab es ganz locker einen oder mehrere Programmpunkte, auch einen Grill- und Tanzabend mit vielen Telekom-Jumeleuren aus der Sektion Lublin auf der Wiese vor der Datscha.
Die Renaissancestadt Kazimierz dolna an der Weichsel haben wir zusammen besucht. Eindrucksvoll auch das Flussufer der Weichsel, überraschend ein Lehm-Hohlweg unter freien Baumwurzeln.
Den Kurort Naleczow, ein Museum für Mineralien und ein Schmiedemuseum konnten wir tags darauf in aller Ruhe durchstreifen und auf der Fahrt mit Jazek und Boschena die liebliche Landschaft genießen.
Natürlich waren wir neugierig auf die Großstadt Lublin. Neben vielen restaurierten Gebäuden finden sich noch reichlich Zerfallsspuren des Sozialismus.
Mich haben besonders in der Schlosskapelle die Fresken aus dem 15. Jahrhundert im russisch/ukrainischen Stil fasziniert. Manche zeigen einen hohen Grad an Abstraktion.
Als Lehrer habe ich auch mit Genuss ein altes bestens erhaltenes katholisches Gymnasium von innen gesehen.
Das typisch polnische Mittagessen – zu allem waren wir stets eingeladen – muss unbedingt noch erwähnt werden.
Über die Verbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg sprach man nur am Rande. Majdanek, das KZ vor den Toren Lublins stand nicht auf dem Programm.
Der zweite Teil der Reise nach Süd-Ost Polen begann mit einer langen Busfahrt zusammen mit polnischen und französischen Jumeleuren. Das brachte für die nächsten Tage neue Begegnungen, aber auch Sprachprobleme. Polnisch, Englisch, Französisch und Russisch klangen durcheinander, und die Führungen gingen zumindest an zwei von uns mehr oder weniger vorbei – schon weil es ermüdet, sie in einer von uns selten gesprochenen Fremdsprache (Französisch) zu verfolgen.
Zwischenstopp auf der Fahrt in die östlichen Beskiden war Przemysl. Obwohl ich dort mehrfach zum Umsteigen eine Stunde Aufenthalt hatte, habe ich doch erst jetzt einen Begriff von der strategisch wichtigen Lage der Stadt, ihrer Geschichte und vom Leben um die großen Kirchen und Plätzen.
Überraschungen hatte uns der Sektionsleiter Janusz Szczęch auf der Weiterfahrt angekündigt. In den Abend ging es noch über den Solinskie Stausee zu unserem Hotel per Schiff.
Üppig fiel wie immer das Abendessen aus. Ich habe 3 Kilo zugenommen, ohne das Tanzen wäre es noch viel mehr geworden. Auch gesungen wurde oft. Liza mit dem Akkordeon und ihre Schwester Halina brachten uns in Schwung. Im Bus konnten wir sie auch von einer CD mit uns allen bekannten und beliebten Liedern hören. Am ersten Abend im Hotel kam sogar ein Profisänger zu uns.
In diesem höheren Mittelgebirge warteten auf uns zwei Highlights. Ein ländliches Architekturmuseum gab Einblick in das Leben vor hundert und mehr Jahren in
Holzhäusern mit ihrem Inventar und den einfachen Werkzeugen und Gerätschaften.
Die dreitürmige Holzkirche der Lemken führte zu Informationen zu den grenzüberschreitenden Ethnien dieses Karpatenteiles.
Besonders beeindruckt hat uns die erstaunliche Sammlung hervorragender Ikonen.
Und dann gab es noch eine Fahrt mit zwei Planwagen aufwärts durch ein bewaldetes Tal. Harmonikamusik und manch kräftiger Schluck sorgten für gute Laune und fröhliches Singen An einem Brunnen mit Heilwasser wurde gerastet und umgekehrt.
Am Schlusspunkt des überraschenden Ausflugs konnten wir sogar einige der noch jungen und ältere Damen auf einem Pferderücken fotografieren.
Höhepunkt des zweiten Teiles der Reise war der Tagesausflug nach Lvov/Lemberg in der Ukraine. Ein Pass war nötig und Durchhaltevermögen. Um 5 Uhr früh ging es los und zurück waren wir, ich schätze mal um 22 Uhr 30. Jedenfalls waren wir hundemüde. ABER ES HAT SICH GELOHNT!
Lvov war Jahrhunderte polnisch. Unter diesem Gesichtspunkt erlebte ich die Stadt, die ich glaubte zu kennen, ganz anders. Vor allem der Besuch des alten Friedhofs mit sehenswerten Gräbern vieler berühmter Polen hat sich mir eingeprägt. Zum ersten Mal war ich auch in der Oper mit ihren 3 Rängen und einer prächtigen Ausstattung.
Zur Abreise vom Flugplatz in Rzeszów ging es schon recht früh, weil die Franzosen lange vor uns starteten. So konnten wir noch mit den Gastgebern aus Lublin in der Altstadt bummeln. Sie ließen uns dann nicht starten ohne viele Umarmungen und Geschenke. Vor allem diese Herzlichkeit, die wir eine Woche lang erleben durften, werden wir wohl nicht vergessen und freuen uns auf ein Wiedersehen.
Peter Gooß