Eine Gruppe von acht Frauen und Männern der Eurojumelages Darmstadt machte sich auf den Weg, ihre Partner in St. Petersburg zu besuchen. Der Flug sollte einen Zwischenstopp in Riga/Lettland einlegen. Was lag näher, als zwei Tage früher zu starten, in Riga auszusteigen und vor dem Weiterflug nach St. Petersburg zwei Tage lang die Stadt zu erkunden.
Zwischenstation in Riga/Lettland
Aller Anfang ist schwer. Das galt auch für unseren Abstecher nach Riga. Als wir am Samstag, dem 18. Juli, gegen 23:30 Uhr, auf dem Flughafen von Riga ankamen, mussten wir bei der Gepäckausgabe feststellen, dass der Koffer eines Gruppenmitglieds nicht angekommen war.
Außerdem wartete vor dem Flughafengebäude statt des bestellten Kleinbusses für acht Personen – der uns zu unserem Hotel bringen sollte - nur ein Taxi für 4 Personen. Beide Probleme konnten wir lösen, so dass alle Gruppenmitglieder weit nach Mitternacht in unserem Hotel ankamen.
Am Sonntag waren wir bereits um 10 Uhr mit unserer Stadtführerin, Aija, verabredet. Sie führte uns in bestem Deutsch durch Rigas Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört. Am Nachmittag spazierten wir zum Jugendstilviertel der Stadt. Am Montagvormittag, vor unserem Weiterflug nach St. Petersburg, besuchten wir den „Bauch von Riga“ (den riesigen Zentralmarkt) und genossen anschließend ein Orgelkonzert in Rigas Dom. Um 19 Uhr startete unser Flug nach St. Petersburg.
Zu Besuch bei den Partnern in St. Petersburg
Schon nach einer Flugstunde landeten wir auf dem Flughafen Pulkovo. In dem neuen, modernen Terminal gingen die Gepäckausgabe und die Passkontrolle ungewohnt flott, und schon nach wenigen Minuten empfingen uns unsere russischen Partner herzlich.
Unsere Petersburger Freunde hatten wieder ein sehr interessantes Programm mit vielen kulturellen Highlights für uns ausgearbeitet. Am Dienstag trafen sich Gastgeber und Gäste gegen 12 Uhr zum Besuch der Jelagin-Insel. Zuerst nahmen wir an einer Führung durch das kleine Jelagin-Schloss teil, dann besuchten wir eine Ausstellung moderner Glaskunst. Schließlich spazierten wir durch den großen „Zentralpark für Kultur und Erholung Kirov“, in dem es mehrere Seen und zahlreiche Kultur- und Sporteinrichtungen gibt. Am Abend luden uns unsere Partner zum Ballett „Dornröschen“ von Pjotr Tschaikowski ins Michailowski-Theater ein. Die Aufführung war ein Highlight unseres Aufenthalts.
Am Mittwoch, dem 22. Juli, stand zuerst der Besuch des „Russischen Ethnographischen Museums“ auf dem Programm. Es ist eins der größten Völkerkundemuseen der Welt. Der Umfang der gesamten Ausstellungen des Museums ist gigantisch: 157 russische Völker sind es, über die das Museum Einzelheiten bereithält. Anschließend ging es aufs Wasser: Gastgeber und Gäste stiegen an der Anlegestelle der Admiralität in ein Boot und unternahmen eine Besichtigungstour – mit Erläuterungen einer deutschsprachigen Führerin - durch St. Petersburgs Wasserstraßen. Am Abend besuchten wir ein folkloristisches Konzert in der „Staatlichen akademischen Kapella“ mit dem Titel „Musik der Zugbrücken“.
Tagesreise nach Weliki Nowgorod
Die Nacht zum Donnerstag war kurz. Schon um 7 Uhr wartete ein Kleinbus auf uns acht Darmstädter und unsere Freundin Nadja, um uns zu einer Stippvisite in das rund 200 km entfernte Weliki Nowgorod zu bringen. Auch die Architektur der fast 1200 Jahre alten Stadt gehört zum UNESCO-Welterbe. In Nowgorod erwartete uns eine deutschsprechende Führerin, die uns zuerst zum Jurijew-Kloster, einem der ältesten Klöster Russlands, führte. Von hier war es nicht weit zum Freilichtmuseum für Holzarchitektur Witoslawlizy. Dorthin sind mehr als 20 bemerkenswerte Holzbauten aus verschiedenen Orten Russlands umgezogen, die dadurch vor dem Zerfall gerettet wurden. Nach dem Besuch des Freilichtmuseums schloss sich eine Stadtrundfahrt an. Am Ufer des Flusses Wolchow stiegen wir aus und besichtigten den Jaroslawer Handelshof. Der Komplex besteht aus Baudenkmälern des 12. bis 18. Jahrhunderts. Nach einem üppigen Mittagessen stand noch der Besuch des Nowgoroder Kreml (= Burg) auf dem Programm. Er wurde erstmals im Jahre 1044 erwähnt und ist von einer 1487 m langen Mauer umgeben. Besonders beeindruckend ist die Sophienkathedrale aus dem 11. Jahrhundert mit 5 Kuppeln und einer Bronzetür, die um 1150 in Magdeburg gegossen wurde. Vor der Sophienkathedrale steht das Nationaldenkmal „Tausend Jahre Russland“. Es erinnert an das tausendjährige Jubiläum des Beginns der Herrschaft Ruriks in Nowgorod, die als Beginn der russischen Geschichte gilt. Vollgestopft mit vielen neuen Eindrücken fuhren wir nach St. Petersburg zurück.
Zurück in St. Petersburg
Am Freitagmittag trafen wir uns vor dem Einkaufszentrum „Admiral“, um die Ausstellung „Petrowskaja Aquatoria“ zu besuchen. In der Ausstellung wird ein maßstabsgetreues Modell Petersburgs aus dem 18. Jahrhundert gezeigt. Ein Audio-Guide führte uns zu den Orten in St. Petersburg und seinen Vororten, wie sie zur Zeit Peters des Großen und Katharinas der Großen existierten. Das Drücken verschiedener interaktiver Knöpfe löste eine Bewegung der Figuren und Fahrzeuge, Töne oder Lichteffekte aus. Nach dem Besuch der Ausstellung hieß es, sich für den Freundschaftsabend vorzubereiten. Er begann bereits um 17 Uhr im Café „Mozart“. Dort konnten wir Darmstädter Jumeleure nicht nur unsere Gastgeber und ihre Familien, sondern auch unsere langjährigen Freundinnen Luba und Tanja begrüßen. Wir wurden wieder mit leckeren Speisen und Getränken verwöhnt, und eine junge Musikerin spielte auf der Gitarre. In Ansprachen und mehreren Trinksprüchen erinnerten die Teilnehmer an die fast 25-jährige Freundschaft zwischen den Petersburger und Darmstädter Jumeleuren.
Bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen spazierten wir am Samstag durch den ältesten und schönsten Park St. Petersburgs, den Sommergarten. Wir hatten das Glück, den Park nach einer vollständigen Renovierung von zwei Jahren in neuem Glanz und mit funktionierenden Wasserfontänen zu erleben. Das war ein schöner Abschluss unseres Partnerschaftstreffens.
Am Sonntag, dem 26. Juli, traten wir Darmstädter am Vormittag unsere Rückreise über Riga nach Frankfurt/M. an. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Petersburger Freundinnen und Freunden und sagen „Do Swidanja“ im nächsten Jahr in Deutschland.
Hartmut Bleck und Meinhard Dausin