11 Jumeleure und 11 Freunde der Jumelages trafen sich am Dienstag, den 7. Mai, zur Kostümführung im Schloss Braunshardt mit Sektempfang. Willkommen hieß uns die fürstliche Gouvernante in historischem Gewand. Sie schilderte den Werdegang des ehemaligen Hofgutes zum Rokokojuwel. In den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts nach französischem Vorbild erbaut, war das Lustschloss von Anfang an ein Kleinod, das die Gesellschaft anzog.
Vor allem aber verbrachte die späteren Königin Luise, die Mutter Kaiser Wilhelms I., einen Teil ihrer Jugend in dem Sommerschloss. Der glanzvollen Geschichte folgte eine wechselhafte. Über zwei Jahrhunderte diente das Haus allen möglichen Zwecken. Erst 1987 begann die Restaurierung. Unter dem Denkmalpfleger Helmuth von Maltzahn wurde das einstige Lustschloss wieder so hergestellt wie es die berühmten Gäste früherer Jahrhunderte beschrieben haben. Seit 2006 ist es im Besitz der Stadt Weiterstadt und wieder öffentlich zugänglich.
Nach diesem kurzen geschichtlichen Überblick führte uns die Gouvernante ins Schlossinnere zur Audienz bei Luise, Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz, der späteren Königin von Preußen und ihrem Hofmarschall. Beide waren in historischen Gewändern prachtvoll gekleidet und wiesen uns den Weg in die zauberhafte Welt des Rokoko.
Im Grünen Salon, dem früheren Festsaal folgten wir kleinen gespielten Anekdoten, bei denen wir sehen konnten wie lebhaft und eigenwillig Luise auf dem Sommersitz ihres Großvaters Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt war, bevor sie zur Dame erzogen wurde. Die Gouvernante berichtete uns viel Interessantes und Amüsantes über die früheren Schlossbewohner, deren Familien und Gäste. Im Gelben Zimmer nebenan, dem früheren Empfangszimmer, nahmen wir ein Festmahl zu uns: Schwarzbrotschnitten mit Butter bestrichen und dazu süßen Wein.
Dann durchschritten wir die restlichen miteinander verbundenen Räume, jeder von einer anderen Grundfarbe geprägt und nach Osten hin immer kleiner werdend. Queen Victoria hat einmal Schloss Braunshardt mit kleinen bunten Pralinenschachteln verglichen. Fast gänzlich im ursprünglichen Zustand haben die Stuckdecken aller Räume die 250 Jahre überstanden. Sie wurden in Form von Rosetten, Blumengirlanden oder Blütenranken geschaffen. Im Gegensatz dazu sind die Supraporten (Gemälde über den Türen) Kopien.
Im Blauen Zimmer konnten wir die Fensterscheibe bestaunen, auf der prominente Gäste ihren Namen mit einem Diamantring eingeritzt haben: Queen Victoria, Prinzessin Margret und Alexandra, die spätere russische Zarin. Durch die zweiflügelige Fenstertür des Roten Speisesalons hatten wir einen schönen Blick in den Garten des Schlosses. Im Grünen Zimmer war einst der Katzentisch, d. h. der Tisch für die Kinder. In diesem Raum ist auch die schönste Decke im ganzen Schloss: Zarte, mit verzweigten Ranken verbundene Blüten. Auffällig an der Decke des Violetten Zimmers ist die Darstellung der 4 Jahreszeiten. Vom Blauen Kabinett, dem Vorzimmer des Bades, konnten wir einen Blick in das Marmorbad werfen, in dem eineTreppe in ein großes Bassin führt.
Zum Abschluss der Kostümführung luden uns Prinzessin Luise und ihr Gefolge zu einem Glas Sekt ein.
Irmi Corbet