Pszczyna (Pless), wo unser Sprachkurs stattfand, ist eine polnische Kleinstadt von 25 000 Einwohnern in Schlesien. Wir landeten am Samstagmittag auf dem Flughafen von Katowice. Es war geplant, den ersten Tag und die erste Nacht bei polnischen Gastgebern der Sektion Beskidy zu verbringen. Boguś und Genia holten uns am Flughafen ab.
Im Hotel Piano Nobile am Marktplatz von Pszczyna, in dem wir während des Sprachkurses wohnen sollten, war unser Zimmer erst einen Tag später als geplant frei, so dass wir insgesamt 2 angenehme Tage in dieser polnischen Familie verbrachten, wo wir uns beim Essen und Kartenspiel mit einer Mischung aus Englisch und Polnisch verständigten und dabei auch von Mutter, über Tochter und Schwiegersohn bis zu den Enkeln die ganze Verwandtschaft kennenlernten.
Am Montag wurden die 9 Sprachkursteilnehmer in 2 Gruppen aufgeteilt. Wir ließen uns zusammen mit 4 Franzosen in die Gruppe der leicht Fortgeschrittenen einteilen, die von Basia geleitet wurde, während ihr Mann Yann als Übersetzer von Englisch/Polnisch nach Französisch für die beiden Französinnen der Anfängergruppe fungierte.
Dann ging es richtig los. 50 Blätter voller Wörter, Grammatik und Redewendungen hatte Barbara für die 5 Unterrichtstage vorbereitet. Von 9 Uhr morgens bis 13 Uhr mittags übten wir Lesen, Sprechen, Deklinieren, Konjugieren usw , bis uns die Köpfe rauchten. Da durfte sich jeder einmal vor die Klasse stellen, und die andern durften ihn beschreiben. Lustig war es mit 2 Würfeln, aus nummerierten Körperteilen auf einem Arbeitsblatt ein Monster zu „erwürfeln“ und den andern anschließend mitzuteilen, wie viele Augen, Beine, Ohren usw. das eigene Monster hatte. Unseren Lebenslauf auf Polnisch zu schreiben sowie unsere Hobbies und Geburtsdaten auf Polnisch zu nennen, war gar nicht so einfach. Unter anderem lernten wir auch Uhrzeiten, Verwandtschaftsbeziehungen, Berufe und Tiere kennen. In der letzten Unterrichtsstunde sangen wir zum Abschluss die beiden bekannten Lieder „Sto lat, sto lat, niech żyje, żyje nam“ und „Bo wszyscy Polacy to jedna rodzina.“
Am Mittwochmorgen wurde der Unterricht unterbrochen für einen Empfang beim Bürgermeister im Rathaus.
Nach dem morgendlichen Unterricht durften wir uns nachmittags beim Ausflugs- und Besichtigungsprogramm entspannen. Am Montag spazierten wir nach dem Mittagsessen im Hotel zunächst durch die prachtvollen Räume des Schlosses von Pszczyna, das unserem Hotel schräg gegenüber lag. Anschließend besuchten wir im Tierpark die Bisons und sahen bei der Fütterung zu. Im Freilichtmuseum Skansen lernten wir beim Gang durch ein Dorf aus alten Bauernhäusern die Lebensweise früherer Generationen kennen. Der ein wenig verregnete Dienstag führte uns zunächst in die Gartenanlagen Kapias und dann in das topmoderne Einkaufszentrum Sfera in der Großstadt Bielsko-Biała. Am Mittwoch besuchten wir die nahegelegenen ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau, wo Ausstellungen in den Kasernengebäuden das Leid und die Angst der Opfer sowie die Grausamkeit und den Wahnsinn der Nazi-Schergen erlebbar machten.
Am Donnerstag ging es in die Mittelgebirgslandschaft der Beskiden. Im Klöppelmuseum von Istebna waren eindrucksvolle Exponate zu bestaunen. Bei Malinka fuhren wir mit der Seilbahn auf den Berggipfel, um von dort oben einen Blick in die steil abfallende Adam Małysz-Skisprungschanze zu werfen. Der Freitag brachte ein Wiedersehen mit dem Erholungsort Wisła, wo vor 4 Jahren der Eurojumelages-Kongress stattfand.
Die Veranstaltung klang aus mit einem Gala-Diner am Freitagabend, bei dem Marian Fabian, der Präsident von Eurojumelages sowie die Gastgeber der Sprachkursteilnehmer für den ersten Tag anwesend waren. Jeder Sprachkursteilnehmer bekam eine Urkunde überreicht. Als dann der Alleinunterhalter zum Tanz aufspielte, stiegen Stimmung und Geräuschpegel stetig an, bis schließlich die Polizei im Hotel auftauchte und der Veranstaltung ein Ende setzte.
Alfred Corbet