Der diesjährige Spanischkurs fand vom 27.April - 4. Mai in Tossa de Mar statt. Der Ort liegt an der Costa Brava („Wilde Küste“), etwa 90 km nördlich von Barcelona, und ist eine Gemeinde der Autonomen Region Katalonien. Er ist ein vom Tourismus geprägter Ort, aber nicht ganz so verbaut wie andere Küstenabschnitte in Spanien.
Am Sonntag war die Anreise, die meisten Deutsche kamen per Flugzeug über die Flughäfen von Barcelona und Girona, viele der Franzosen kamen dagegen mit PKW. Die Grenze von Frankreich ist halt sehr nah. Neben der Franzosen und Deutschen waren auch noch Einzelne aus Polen und Italien dabei.
Am Montagmorgen erfolgte die Einteilung der Teilnehmenden in drei Gruppen je nach Sprachniveau (Selbsteinschätzung). Der Unterricht fand im Hotel statt, jeweils von 9:00 bis 13:30, danach gab es Mittagessen (ja, in Spanien isst man spät).
Um die Mittagszeit kam es zum bekannten Stromausfall, der große Teile Spaniens, Portugals und den Süden Frankreichs lahmlegte. Geschäfte waren geschlossen, und in den wenigen, die noch offen waren, konnte man nur bar bezahlen. Aber uns hat das kaum belastet, weil unser Hotel ein Notstromaggregat hatte.
Nachmittags machten wir einen geführten Rundgang durch Tossa de Mar. Tossa hat eine schöne Altstadt und eine Burg, der größere und neuere Teil der Stadt ist aber vom Tourismus geprägt.Am Dienstagnachmittag fuhren wir mit dem Bus zu den Gärten von Santa Clotilde in Lloret de Mar (Nachbarort von Tossa). Den meisten Touristen, die nach Lloret kommen, sind diese Gärten nicht bekannt. Sie liegen auf einer Klippe über dem Meer und sind sehr sehenswert. Wir genossen einen ruhigen Spaziergang in kleinen Gruppen bei angenehmem Sonnenschein.
Mittwochnachmittag stand die Wanderung auf dem Camíno de Ronda auf dem Programm. Obwohl die Route nicht sehr anspruchsvoll war, war sie mit vielen Auf- und Abstiegen verbunden, so dass sich schließlich nur 27 der 40 Teilnehmer (34 Schüler und 6 Lehrer/Begleiter) auf den Weg machten. Der Weg verlief entlang von Klippen am Meeresrand mit ständigem Auf und Ab, bis ein Höhenunterschied von 300 Metern erreicht war. Der Nachmittag war sonnig und das Meer ruhig, so dass die Aussicht spektakulär war. Die Wanderung bot viel Gelegenheit zum sprachlichen Austausch. Einige kleine Stürze ohne Folgen, dann ein Gruppenfoto an der Cala Bona, und gegen 19:30 Uhr waren wir zurück im Hotel.
Donnerstag war der 1. Mai, und das ist auch in Spanien ein Feiertag. Wir machten schon frühmorgens einen Ausflug zur Kathedrale „Sagrada Família“ in Barcelona.
Wir hatten zweisprachige Führungen (Spanisch – Deutsch und Spanisch – Französisch). Aber den deutschen Teil hätten die meisten gar nicht gebraucht. Unsere Führerin sprach ein erstklassiges Spanisch – ich und viele andere haben sie sehr gut verstanden. Man sieht: Die Sprachkurse bringen was. (Übrigens sprach sie auch sehr gut Deutsch.)
Seit über 100 Jahren wird an der Sagrada Familia gebaut. Erst seit einigen Jahren ist auch der Innenraum fertig – und der ist genauso beeindruckend wie das Äußere der Kirche. Der Architekt war Gaudí, der wohl bekannteste Architekt Spaniens. Die Sagrada Família ist die wohl größte Attraktion Barcelonas und in jedem Fall einen Besuch wert.
Nachmittags waren wir wieder in Tossa zum Shoppen und Relaxen.
Am Freitag fuhren wir nachmittags nach Girona, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden der „Autonomen Gemeinschaft Katalonien“. Viele kennen diese Stadt nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn nach Süden. Es ist aber eine schöne und interessante Stadt, mit einer imponierenden Kathedrale und einer schönen Altstadt. Dort machten wir einen kleinen Stadtrundgang mit fachlicher Führung.
Abends waren wir zum Abendessen in einem Katalanischen Kulturzentrum in Salt, eine Stadt ganz in der Nähe von Girona. Dort gab es Fideuá, eine Variante der bekannten Paella, mit kleinen Nudeln statt Reis. Und genauso lecker. Danach durften wir noch einen katalanischen Volkstanz einüben, was mehr oder weniger gelang (eher weniger).
Und schließlich besuchten wir dort noch eine Probe der „Marrecs de Salt“, die bei Festen Menschenpyramiden bauen, mehrere „Stockwerke“ hoch – wirklich imponierend.
Am Samstag, dem letzten Tag des Kurses, fuhren wir in eine andere katalanische Stadt, nicht nur mir bis dahin völlig unbekannt: Vic.
Gelegen im Hochland, mit einem ganz anderen Klima als man sonst in Spanien erwartet. Die Stadt hat ca. 50.000 Einwohner, eine Universität und ist Sitz eines Bischofs. Deswegen hat sie auch eine Kathedrale, die sich im Inneren deutlich von anderen Kirchen unterscheidet: In den ältesten Teilen aus dem 11. Jahrhundert (Turm und Krypta), ist der Hauptteil um 1800 entstanden. Aber erst nach 1900 wurde der Innenraum von dem Künstler José María Sert aus Barcelona gestaltet, der meistens in Paris lebte, und der die Wände der barocken Kirche im Stil seiner Zeit ausmalte.
Außerdem besuchten wir während des Stadtrundgangs ein kontemplatives Kloster. Die dort lebenden Nonnen haben keinen direkten Kontakt zur Außenwelt, niemand bekommt sie zu Gesicht, sie verlassen das Kloster mit ganz wenigen Ausnahmen nie. Lieferungen werden in einer Schleuse abgestellt, ebenso das, was man dort kaufen kann. Nur ein Priester kommt zur Feier der Heiligen Messe hinein. Es gibt dort einen auch römischen Tempel, der zeitweise umgebaut war zu einer Festung und auch als Gefängnis diente. Erst in den letzten Jahren wurde er wieder von den ihn umgebenden Mauern befreit, so dass er wieder sichtbar ist.
Vic ist eine Hochburg des katalanischen Nationalismus, was man an den Nationalflaggen und ikonischen Portraits der „Helden“ der Unabhängigkeitsbewegung auf dem „Plaça Major“ (dem typischen Hauptplatz aller Städte auf der iberischen Halbinsel) sehen kann. Es wird überwiegend katalanisch gesprochen, die meisten Schilder sind einsprachig – natürlich katalanisch.
Erst nach 9 Uhr abends kamen wir zurück ins Hotel – und konnten noch in Ruhe zu Abend essen.
Ich kann wieder einmal diese Sprachkurse nur empfehlen. Man lernt viel über Land und Leute, pflegt internationale Freundschaften und schließt neue, und nicht zuletzt lernt man eben auch die Sprache. Und das gilt auch für die Sprachkurse in andern Ländern.
Wolfgang Mörler