Ein Stadtteil von Neuwied – das liegt bekanntlich in Rheinland-Pfalz – heißt Engers. Mitte des 18. Jhd ließ sich dort ein Trierer Erzbischof unmittelbar am Rhein ein Jagd-, Lust- und Sommerschloss errichten, von dem er jedoch kaum Gebrauch machte.
Der fromme Mann lebt verständlicherweise nicht mehr, und so ist da die Landesmusikademie Rheinland-Pfalz eingezogen. Das bedeutet, dass interessierte Zeitgenossen, Profis wie Laien, dort proben können. Warum da nicht auch Jumeleure, dachte sich Rita Caumettes vom Bundesvorstand; und so kam es, dass eines schönen Spätsommertages kürzlich in dem Schloss fast zwei Dutzend Gestalten aus D, F und I auftauchten, eine buntgemischte Truppe, um gemeinsam und mit viel Lust den richtigen Tönen der Jumelages-Hymne hinterherzujagen.
Singe, wem Gesang gegeben! Wer sich partout nicht für Singen interessiert, dem sei versichert, das auch anderes auf dem Programm stand, nämlich Besichtigungen von Bonn, Koblenz und Königswinter. Mal schipperte man auf dem Rhein, und mal setzte man auf einer Gondel über, um zur Feste Ehrenbreitstein zu gelangen. Ehrensache war gleichfalls ein Gruppenfoto zu Füßen des vorvorletzten Deutschen Kaisers. Ein Besuch des Beethovenhauses – ich bin jetzt bei Bonn – erschien unerlässlich, um sich zu einer Antwort auf die Grundsatzfrage „Why we sing“ inspirieren zu lassen. Auch ein solches Stück fehlte nämlich nicht auf unserer musikalischen To-do-Liste.
Allmählich wird es aber Zeit, Willi Becker, unseren versierten adhoc-Chorleiter herauszustellen, der immer wieder beteuerte, in seinem nächsten Leben unbedingt diverse Fremdsprachen lernen zu wollen. Bei uns versuchte er sich ab und an an Englisch. „Oh, Champs Elysées“ schmetterten da die Franzosen. Nicht doch! „Aux Champs Elysées“ stand über den Noten. „A Bridge Over Troubled Water“ führte uns schließlich zur „Loreley“. „Erlaube mir, feins Mädchen“ soll Johannes Brahms dort gerüchtweise schon gesungen haben. Um unsere Präsentation vor Bonner und Koblenzer Jumeleuren, die sich zu guter Letzt eingefunden hatten, zu bereichern, wurde ein Violine/Klavier-Duo – genauer gesagt: das „duoW“ – aufgeboten, in unserem Fall das Sahnehäubchen. Und wenn nichts mehr zu toppen geht, sollte man aufhören.
Georg Urbanski